„DAS SELFIE (AMOR UND PSYCHE REVISITED)“ (2020), ÖL UND ACRYL AUF LEINWAND, 110X200CM
Einige Worte zur Einordnung:
Die Entführung der schönen Königstochter Psyche durch den in sie verliebten, geflügelten Gott Amor geht auf eine Erzählung Apuleius‘ (123-170 n. Chr,) in seinem Werk „Metamorphosen“ zurück und war schon immer Gegenstand künstlerischer Werke in Literatur, Musik und vor allem der bildenden Kunst. Meine überarbeitete, aktualisierte Version adaptiert ein Gemälde von William Adolphe Bouguereau aus dem 19. Jh. Die „jungen Leute“ in dem Bild tun das, was sie wohl heute mit Sicherheit tun würden: Sie nutzen ihr Mobiltelefon für ein „Selfie“. Mein Bild reflektiert auf ironische Weise die moderne Medienverwendung anhand eines klassischen, mythologischen Themas mit einer durch die Situation begründeten erotischen Komponente, indem ich den Jüngling mit den Insignien erotischer Vorfreude ausstatte.
Die auch zu jener Zeit vom männlichen Publikum gern gesehene Darstellung nackter (weiblicher) Körper in erotischen, sinnlichen, lasziven Posen war im 19. Jh. gesellschaftlich nur akzeptiert, wenn sie in den Kontext mythologischer, symbolischer, allegorischer oder historischer Themen gestellt wurde. Auch die Vorlage für dieses Bild von Bouguereau ist ein Beispiel für die von ihm in dieser Hinsicht reichlich ausgebeutete mythologische und allegorische Thematik.
Die Darstellung von weiblichem Schamhaar war ein gesellschaftliches „No Go“. Die glatte, unbehaarte Scham war der Standard, jede Abweichung in der öffentlichen bildenden Kunst war ein Skandal, der nicht selten von Polizeieinsätzen begleitet wurde (Modigliani Akte). Courbets berühmtes Bild „L’origine du Monde“ wurde erst gar nicht in der Öffentlichkeit gezeigt.
Kommentar schreiben