"KERNDEUTSCH, SAUBER UND GESUND" (2020), COLLAGE, 40x60CM
Die Bilderstürmer stürzen Denkmäler, nicht nur in Amerika – Kolonialismus und Rassismus haben auch eine deutsche Vergangenheit. „Togoland“, Kamerun und angrenzende Gebiete, „Deutsch-Südwest“ und „Deutsch Ostafrika“ sind Beispiele für deutschen Imperialismus, Kolonialismus und Rassismus. Immer noch gibt es die „Lettow-Vorbeck-Straße“ oder die (Hermann von) „Wissmannstraße“ in deutschen Städten. Man möge die Namen googeln …
„Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ – natürlich kam es anders und unzählige vom deutschen (christlichen!) Wesen ungefragt und nachdrücklich zu beglückende Bewohner der plötzlich deutschen Gebiete wurden von den strammen, hochdekorierten Vertretern deutscher Werte um ihr Leben gebracht, wenn sie doch lieber unabhängig bleiben wollten – black lives didn’t matter. Auch hier hilft der Blick in die einschlägigen Zeugnisse und Ergebnisse der Geschichtsforschung.
Versklavt, ausgebeutet, entrechtet, unterdrückt, sogar ausgestellt wie wilde Tiere wurden Schwarze zu Schaustücken zur Befriedigung der Sensationsgier der deutschen Bevölkerung entwürdigt und herumgezeigt (Tierpark(!) Hagenbeck). Auch heute noch befeuert das Exotische fremder Ethnien unseren Voyeurismus ("postkoloniale Exotisierung").
Gleichzeitig bildeten sich rassistische Klischees heraus: z.B. das des überpotenten „Negers“, das auch heute noch wacker in Wort und Bild weiterverbreitet wird und immer noch wohliges Schaudern auslöst (Gloria von Thurn und Taxis: „Der Schwarze schnackselt halt gern“ oder der schwarze Einbrecher (sic!) im Porno, der die wohl unterversorgte weiße Hausfrau verwöhnt (Frevel!)). Aber auch der "Negerkuss" oder die "Mohren"-Apotheke fordern zum Nachdenken auf. Darüber hinaus eröffnen Begriffe wie "Kritische Rassismus-Theorie" oder "Intersektionalität" eine notwendige und lange verschlafene Diskussion über den sogenannten "strukturellen Rassismus" in unseren "weißen" Gesellschaften.